Über 100 Jahre ist es nun her, dass Willibald Grammer in Amberg (Bayern) eine Sattlerei eröffnete und somit den Grundstein für die Erfolgsgeschichte des Unternehmens legte. Denn Grammer entwickelte sich zu einem Global Player in der Nutzfahrzeug- und Automotivindustrie. Heute ist der Innenausstatter der absolute Marktführer im Bereich der Offroad-Fahrzeuge und zählt zu den gefragtesten Sitzherstellern für Bus, Bahn und LKW. So sitzen auch die Fahrgäste in den ICE-Zügen der Deutschen Bahn auf Sitzen des bayerischen Innenausstatters. Besonders stolz ist das Unternehmen laut eigenen Aussagen vor allem auf die ICE 3000-Sitze. Diese überzeugen mit Echtlederbezügen, haben integrierte Video- und Audioanschlüsse und verfügen auch über Steckdosen.
Auch im „Reich der Mitte“ aktiv
15 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet Grammer im „Reich der Mitte“ – an sechs Standorten arbeitet man im PKW- und Nutfahrzeugbereich. Da China ein seit Jahren anhaltendes Wirtschaftswachstum verzeichnen kann, entwickelte sich der Nutzfahrzeugmarkt zu den wichtigsten Bereichen des Landes. Ein Grund, warum Grammer eine Kooperation mit dem viertgrößten LKW-Hersteller Chinas, der Shaanxi Automobile Group, einging. Folgt man den Aussagen von Hartmut Müller, dem Konzernchef, so werden aus den 110.000 LKWs, die aktuell von Shaanxi produziert werden, in den kommenden Jahren 150.000 Fahrzeuge. Grammer wird für rund 70 Prozent der LKWs die Sitze herstellen. Dass Grammer mit der Wachstumsstrategie in den letzten Jahren und Jahrzehnten extrem erfolgreich war, zeigte beispielsweise auch das Geschäftsjahr 2015. So konnte der Betrieb den fünften Rekordumsatz hintereinander verbuchen. Die Erlöse des Innenausstatters kletterten auf 1,43 Milliarden Euro – ein Plus von 4,4 Prozent. Besonders gut schnitt der Betrieb im Bereich des Automotive-Geschäfts ab.
Ein Blick in die Zukunft
Auch am Aktienmarkt konnte Grammer bislang überzeugen. Lag man im Jahr 2013 noch bei knapp 30 Euro/Aktie, so konnte man schon ein Jahr später, also im Jahr 2014, erstmals die 40 Euro-Grenze und im Jahr 2017 sodann die 60 Euro-Grenze knacken. Wie es in Zukunft mit dem bayerischen Innenausstatter weitergehen wird? Schlussendlich hat ein chinesischer Großaktionär 60 Euro/Aktie geboten und die weitere Übernahme unter die Bedingung gestellt, die Annahmequote solle bei 50 Prozent der Stimmrechte plus eine Aktie liegen. Zu Beginn stieß man hier jedoch auf wenig Gegenliebe. Da Ningbo Jifeng, der chinesische Investor, Angst hatte, der Deal könnte scheitern, änderte er seinen Plan und sprach von einer Quote von 36 Prozent plus eine Aktie. Zudem verlängerte er die Annahmefrist um weitere zwei Wochen. Eine Aktion, die zum gewünschten Erfolg führte: Folgt man aktuellen Meldungen, so sind bereits 1.529.754 Grammer-Wertpapier angedient worden. Berücksichtigt man die Papiere des ersten Angebots, so besitzt der chinesische Investor nun über 38 Prozent der Stimmrechte, sodass die Mindestannahmequote problemlos erreicht werden konnte. Bislang gibt es jedoch noch keine Informationen wie Hastor, der zweite Großaktionär, der 19 Prozent des Unternehmens hält, auf die Übernahme durch Jifeng reagieren wird.